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19.07.2022
Nachhaltigkeit & Soziales Engagement

Geballte Power für das chemische Recycling gemischter EoL-PUR-Materialien

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Die gemütliche Matratze, das bequeme Sofa, die schützende Verpackung oder die ultraleichte Automobilauskleidung: Schaumstoffe begleiten uns tagtäglich und machen unser Leben komfortabel und sicher. Doch was passiert mit den Produkten am Ende ihres Lebenszyklus? Wir bei NEVEON gehen mit einem speziellen kontinuierlichen Extrusionsverfahren neue Wege.

Wir bei NEVEON produzieren Polyurethan (PUR) Weich-, Verbund- und Formschäume für vielfältigste Einsatzgebiete – vom Komfortbereich über den Mobilitäts-Sektor bis hin zu unterschiedlichsten Spezialanwendungen. Neben nachhaltigem Produktdesign und der Reduktion von Emissionen stellen wir das Thema Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt. Bisher werden viele PUR-Schaumstoffprodukte am Ende ihres Lebenszyklus thermisch verwertet oder im schlimmsten Fall deponiert. Unser technisches Team befasst sich seit einiger Zeit mit alternativen Verwertungstechnologien von PUR-Schaumstoffen, mit dem Ziel, diese in den Wertstoffkreislauf zurück zu bringen.

Bisherige Recyclingverfahren unzureichend

Einer Studie von Labyrinth Research and Markets Ltd. zufolge erreichen in der EU rund 40 Millionen Matratzen jährlich ihr Lebensende. Aufeinandergestapelt ergäbe das einen Matratzenstapel, der 904 mal so hoch ist wie der Mount Everest. Haben Matratzen, oder andere PUR-Produkte wie Polstermöbel oder Automobilauskleidungen ausgedient, fallen in der Regel gemischte Abfälle aus PUR-Weichschäumen, Textilien und weiteren Materialien an. Derzeitige Verfahren zum Recycling von PUR-Schäumen, wie beispielsweise Glycolyse oder Acidolyse, sind nur für einen Teil der Abfälle anwendbar, da eine aufwändige stoffliche Trennung der End-of-Life-Produkte in ihre einzelnen Bestandteile notwendig ist, um die im Prozess wiedergewonnenen Wertstoffe innerhalb vorgegebener Spezifikationsgrenzen halten zu können.

Neues kontinuierliches Extrusionsverfahren als potentieller Game Changer

Wir geben uns nicht mit dem Status-Quo zufrieden und erarbeiten gemeinsam mit dem Competence Center CHASE und dem Transfercenter für Kunststofftechnik TCKT neue Methoden, um auch nicht sortierbare PUR-Abfälle zu verwerten. In einem durch die FFG geförderten Kooperationsprojekt arbeiten wir seit Juni 2021 an einem neuartigen Recyclingverfahren, mit dem auch gemischte und verunreinigte Schaumstoffabfälle verarbeitet werden können. Kernpunkt dieses neuen Verfahrens ist eine kontinuierlich ablaufende spezielle Extrusion der PUR-End-of-Life-Produkte, wobei diese weitgehend chemisch abgebaut und die stickstoffhaltigen Komponenten bereits in diesem Schritt abgetrennt werden. Dabei wird gleichzeitig das zuvor sehr große Volumen der PUR-Schaumstoffprodukte um 90% reduziert. Das in einer nachgeschalteten Pyrolyse entstehende Pyrolyseöl kann in die Cracking-Prozesse der Petrochemie zurückgeführt werden und der Pyrolysekoks kann als Substitution von beispielsweise Carbon Black in der Industrie eingesetzt werden.

„Die optimale Wiederverwertung von Polyurethanen am Ende des Lebenszyklus wird nicht eine, sondern mehrere Lösungswege erfordern. Speziell für Verbundmaterialien und stark abgenutzte Matratzen- und Möbelabfälle werden robuste und kosteneffiziente Verfahren benötigt, die eine deutliche Verbesserung gegenüber der thermischen Verwertung darstellen. Mit unserer Projektarbeit leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft, in der leistungsfähige Materialien eine lange Lebensdauer aufweisen und am Ende ihres Lebenszyklus wiederverwertet werden können“, ist Roland Krämer, Director Research & Development bei NEVEON überzeugt.

Hände mit Erde und Pflanze

Die optimale Wiederverwertung von Polyurethanen am Ende des Lebenszyklus wird nicht eine, sondern mehrere Lösungswege erfordern.

Roland Krämer, Director Research & Development

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